3. April 2020 - Comments Off on Griaß eich in der Steiermark!

Griaß eich in der Steiermark!

Weiter geht's in Österreichs geografische Mitte, gleich tief in das grüne Herz hinein – die Steiermark. Die grüne Mark markiert die zweite Station unserer 6-teiligen "Reisen-im-Kopf-Reihe". Wir lernen Margrit de Colle in ihrem Bio-Blumenbeet kennen, kochen das berühmte Sauerrahm-Soufflé vom Gasthaus Krenn in Pürgg sowie das beliebte Brathendl mit Fülle von Veras Oma und lassen uns nach Klöch auf den Traminerweg entführen.

Die Steiermark ist das wohl abwechslungsreichste Fleckchen in Österreich. Schroffe Berggipfel grüßen spiegelglatte Bergseen und verführerische Weinreben ranken sich über malerische Hügel. Landschaftlich und kulinarisch ein Hit, bezaubert die Steiermark Bewohner und Reisende gleichermaßen.

 

Die Steiermark zum Nachlesen: Zwischen Traminern trampeln!

In Klöch spielt der »Knochenmann« von Wolf Haas. Allerdings ist diese Mord- und Totschlag-Geschichte nicht unbedingt der touristische Aufhänger des Ortes. Eher schon die malerischen Traminerhänge, zwischen denen man auch wandern kann.

Es soll also losgehen. Die Schuhe sind angeschnallt, die kurze Hose raufgerissen und die Sonnencreme aufgetragen. Es ist ein herrlicher Septembertag und Klöch könnte schöner nicht dastehen. Die Besucher strömen richtig zur Burgruine, die heute Aussichtsturm ist. Mitten im Ort laufen schon die Vorbereitungen für das Pressfest, das ab Mittag gefeiert werden soll. Unbeirrt steuern wir die Vinothek an, um uns eine Wanderkarte für den 13.5 km langen Traminerweg zu sichern. Denn ohne Karte kann man sich schon einmal verlaufen. Wie wir später herausfinden sollten sogar mit. Allerdings ist daran Wolf Haas schuld.

Wein, Obst, Wald

Für die multiplen Geocaches, die sich überall am Klöcher Traminerweg verteilen, sind wir leider zu wenig vorbereitet. Wenigstens haben wir die Kamera und gutes Wetter mitgebracht. Und fröhliche Wadeln, die uns über das Auf und Ab der Weinberge tragen. Zwischendurch geht es auch durch Obstwiesen, in denen die Apfelbäume bereits mehr Äpfel als Blätter tragen. Ein saftiges Angebot.

Auf Vulkanerde walken

Das gibt es dann auch beim ersten Buschenschank-Stopp. Und was sollte man anderes trinken, als einen Traubensaft? In dieser Gegend darf nie vergessen werden: Man bewegt sich auf fruchtbarer Vulkanerde. Und eigentlich ist der Weg auch leicht zu finden. Sowohl ein Rosensymbol als auch riesige, weiße Fußstapfen am Boden führen uns durch die Weingärten, die gepaart mit dem Blau des Himmels richtig kitschig ausschauen. Geht man den ganzen Traminerweg, ist man schon fünf Stunden unterwegs, mit kulinarischen Zwischenstopps natürlich länger.

Wermutstropfen & Irreführung

Entlang des Weges kann man nicht nur den Weinbauern beim Arbeiten über die Schulter schauen und uralte Steyr-Traktoren aus der Nähe inspizieren, sondern auch 16 Geomantiepunkte abklappern. Der Nachteil daran: Um diese zu lesen und zu erleben muss man stehen bleiben. Allerdings hat der Sommer dieses Jahr einen langen Atem und mit ihm auch die Mücken, zu deren Atem sich auch noch schier unstillbarer Durst mischt. Die Tafeln wurden also aus drohender Blutarmut auf die nächste Traminerrunde verschoben. Dann kommen wir beim berühmt-berüchtigten Gasthof Palz vorbei, der Hendlstation, die mit einem getarnten Namen im Wolf Haas Klassiker »Der Knochenmann« mitspielt. Was sollte man hier anderes essen, als eine gehörige Portion Backhendl? Dabei sollte man die Lektüre des zweiten Brenner-Krimis eher vermeiden.


Allerdings hat der Sommer in diesem Jahr einen langen Atem und mit ihm auch die Mücken, zu deren Atem sich auch noch schier unstillbarer Durst mischt.


Aber danach geht’s dann gleich wieder. Am besten mitten im Traminerweinberg auf einer netten Bank. Und genau dieser Wolf Haas war es, der uns komplett vom Weg abgebracht hat. In eine literarische Diskussion vertieft übersahen wir die Abzweigung, verloren gleichzeitig die Wegkarte und waren schon auf der Bundesstraße.

Trefft: Margrit de Colle vom Hügel

Margrit de Colle hat ihren Traumgarten. Voll bio, voll schön. »In the middle of nowhere« bietet sie Seminare und Workshops rund ums Arrangieren von Blumen und Dekorieren an. Zweimal im Jahr gibt es ein Hoffest und mittlerweile auch ein kleines Café in einem waschechten Glashaus.

Im Herbst fällt das Licht golden übers Raabtal nach Erbersdorf. Den Wegweisern folgend kommt man zum Hügel, nachdem das Unternehmen benannt ist. »Vom Hügel« verspricht vieles: Einen bunten Blumenstrauß aus Seminaren, Workshops, Blumenschule, jahreszeitlichen Tischdekorationen, Blumenarrangements und Blumenkisterl. Dahinter steht eine Frau, die sich einen Traum erfüllt hat: In ihrem Acker steckt nicht nur Liebe, sondern auch viel Arbeit. Denn alle Blumen sind bio und wenn man mitten in den Dahlien steht, dann ist man schlicht und einfach glücklich. Die Teilnehmerinnen am aktuellen Kurs sind gerade dabei, ihren Hunger für die anschließende gemeinsame Jause zusammenzusammeln und gleichzeitig noch die letzten Sträuße zu binden. Mit viel Gefühl lenkt Margrit ihre Schäfchen durch die kreative Tätigkeit des Gestaltens.


Dahinter steht eine Frau, die sich einen Traum erfüllt hat: In ihrem Acker steckt nicht nur Liebe, sondern auch viel Arbeit.


Und Gestalten, das kann sie wirklich ausgezeichnet. Wenn man in ihren Ausstellungsräumen um sich blickt, ist einfach alles stimmig und wunderschön. Über einen schmalen Weg, der vom vielen Regen etwas unter Mitleidenschaft gezogen wurde, rutscht man mehr als man geht in Richtung Blumenfeld. Zu jeder Jahreszeit erwartet einen ein anderes Farbenmeer. Aber im Herbst ist es dank Licht und Farbvielfalt wohl am schönsten. Und doch kann alles schlagartig ausgeknipst werden: »Wenn der Frost kommt, dann ist alles weg«, sagt Margrit. Trotz der nahenden Kälte strahlt sie inmitten ihres Feldes, das auch wir sofort ins Herz geschlossen haben.

Die Steiermark zum Lächeln

Die Steiermark zum Nachkochen

Die Steiermark zum Nachhören

Unsere große Reisen-im-Kopf-Reihe

 

Published by: Katharina Zimmermann in Eat Hike Live, Reisen im Kopf

Comments are closed.