31. March 2020 - Comments Off on Moin auf Sylt!

Moin auf Sylt!

Ein neues Abenteuer beginnt. Die kleine Insel Sylt in der Nordsee macht den Anfang unserer 6-teiligen "Reisen-im-Kopf-Reihe". Wir schauen Johannes King beim Kochen über die Schultern, bekommen ein Rezept von der Insel Föhr, sehen Meer, Leuchttürme und Dünen.

Was weiß man denn von Sylt, wenn man – so wie wir – im schönen Österreich lebt? Die »Sansibar« ist uns schon einmal untergekommen und vielleicht die Idee, dass man im hohen Norden viel Zeit am Meer verbringt. Aber das war’s dann auch! Nach ausgiebiger Sylt-Lektüre haben wir uns 2015 sogleich über den Hindenburgdamm hinübergetraut und im »Eat Write Live«-Stil die Insel erkundet. Und jetzt haben wir eine kleine Reise im Kopf zum Lesen, Fühlen, Hören und Schmecken für euch zusammengestellt.

 

Sylt zum Nachlesen: Schiff ahoi, ihr Landratten!

Morgens, 10 Uhr, in Deutschland. Der Schauplatz ist Hörnum, der Südzipfel der Sylt-Insel. Sturm in halber Orkanstärke liegt in der Luft, und obwohl der August sich erst vor kurzem verabschiedet hat, bläst der Eiswind einem dank Mütze nur mehr gedämpft um die Ohren. Der Himmel ist grau, die Nordsee blass. Ein wenig mulmig wird das Schiff bestiegen. Auch Kinder sind dabei, also kann es doch gar nicht so schlimm sein? Das Ziel ist Amrum. Der Kapitän malt trotzdem schwarz.

Inselhopping auf Friesisch

»Meine Damen und Herren, diese Fahrt wird etwas ruppig. Wir sind hier immerhin auf der Nordsee«, sprach er durch die Lautsprecher und sein Assistent teilt blau-weiße Kotztüten (Der Österreicher würde jetzt »Speibsackerl« dazu sagen) aus. Dabei klebt ihm ein wissendes, mitleidiges Grinsen im Gesicht. »Kennt ihr das Gefühl, wenn es euch einfach nur beschissen geht und ihr sterben wollt? So ist es, wenn man seekrank wird,« sagt er was es nicht besser macht. Und auch die Menschen um uns herum schauen irgendwie blass-grün, fast ein bisschen mintig, aus.

Mulmiges Bauchgefühl

Los geht die wilde Fahrt. Es ist wie bei einer Achterbahn, die im Dunkeln fährt. Man weiß einfach nicht, was auf einen zukommt. Und wenn schon die Seebären sagen, dass es ruppig wird, dann gibt das nicht unbedingt Hoffnung. Damit uns das Frühstück nicht wieder begegnet, gehen wir gleich nach dem Pott Milchkaffee raus aufs Deck. Eine frische Brise soll ja prophylaktisch gegen Übelkeit helfen. Bald schon erkennen wir die Sandbänke, auf denen Robben leben und eigentlich ist es hier auch gar nicht so schlimm, sondern richtig lustig. Die Angst war aber nicht unbegründet, denn eine Dame, die zufällig den gleichen Gesichtsausdruck wie ihr Golden Retriever hat (Mundwinkel ziehen nach unten!), füllt gerade ihre Tüte. Doch für uns sind die Wellen interessanter und so eine stürmische, graue Nordsee hat auch ihren Charme. Wild und aufbrausend, ohne Rücksicht auf Verluste wogt und wellt sie vor sich hin. Wir erblicken auch schon den großen Leuchtturm von Amrum, den größten der ganzen Nordsee wird uns vom schwarzmalerischen Kapitän erzählt, und jetzt ist es wirklich nur mehr Vorfreude! Aufs Watt! Auf den größten Sandstrand! Auf den kleinen Ort Nebel! Und auf die bunten Strandkörbe!


"Die raue Nordsee hat auch ihren Charme. Wild und aufbrausend, ohne Rücksicht auf Verluste wogt und wellt sie vor sich hin."


Trefft: Johannes King vom Söl'ring Hof

Johannes King kann es sich erlauben, dass er seine Gäste schon mal dazu auffordert, auf etwas zu verzichten. Wenn die Saison und die Region es nicht zulassen, dass etwas verkocht wird, dann passiert das auch nicht. Und selbst beim Verzichten verzaubert er mit Gerichten die wie von einer anderen Welt anmuten, nämlich aus der Welt der lukullischen Superheroes. Der 2-Sterne-Koch beschäftigt sich gerade intensivst mit den Lokalhelden Kräutern. Beim Interview auf der Terrasse erfährt man nämlich, dass stark zwischen Küchen-, Wiesen-, und Salzwiesenkräutern  unterschieden werden muss. Aha, noch nie gehört, das letzte! Tja, und dann kostet man einmal vom Salzkräutersammelwerk im Glas und fühlt sich gleich ganz erfrischt und versteht die Faszination.


"Auf Sylt gibt es die Champagnerluft: Salzig, jodig, prickelnd!"


Ganz nach Johannes King: »Es gibt nur Kraut, kein Unkraut.« Da folgt gleich der nächste King- Spruch: »Wenn jemand zu wenig Zeit hat, dann ist das nur schlecht eingeteilt«. Das beherzigt er auch, denn Einteilung ist alles, wenn man Küchenchef, Gastgeber und Bauernhofbesitzer in einem ist. Am Bauernhof in Morsum arbeiten die fleißige Bienen am Morsumer Honig  und der fleißige Herr King samt fleißigen Mitarbeitern im wilden Bauerngarten. Frische ist alles, und frischer als vom eigenen Garten ist eigentlich nicht mehr möglich. Es ist auch fast unmöglich zu beschreiben, wo der umtriebige Herr King überall seine Hände im Spiel hat. Aber ob Genuss-Shop in Keitum oder die oben erwähnten Stationen von Herrn King, es ist faszinierend, wie sympathisch der 2-Sterne-Koch auf uns zugekommen ist. Ohne Unterstützung und Menschen, die einen begleiten und verstehen, wäre all das aber nicht möglich.

Sylt zum Lächeln

Sylt zum Nachkochen

Sylt zum Nachhören

Unsere große Reisen-im-Kopf-Reihe

 

Published by: Katharina Zimmermann in Reisen im Kopf

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