25. April 2020 - Comments Off on Dober dan in Westslowenien!
Dober dan in Westslowenien!
Überraschung: Zu guter Letzt geht es nach Westslowenien! Ein Gebiet das für uns sowohl den Nationalpark Triglav als auch Bled umschließt. Außerdem werkt hier die angeblich beste Köchin der Welt – Ana Roš. Ihr haben wir ein Rezept für ihr Roast Beef abgeluchst. Und wir treffen ihren Partner Valter Kramar, der gemeinsam mit Simon Konavec und Amadej Kofol in Kobarid Bier braut und auf seine eigene Art aufkocht. Zusammen erkunden wir die Brda und lernen etwas über den Kaffeekonsum der Slowenen.
Viele werden sich fragen: Warum Westslowenien? Die Antwort: Weil ganz Slowenien locker ein ganzes Buch füllen würde. Somit haben wir für unser Buch Eat Greet Live und eben auch diese Reise im Kopf eine Region erfunden: Westslowenien! Sie reicht von Bled im Nordosten bis nach Piran im Südwesten. Wer gerne Rechtecke zeichnet, der findet noch Bovec im Nordwesten und vielleicht Sežana. Auf dieser so ganz grob gezeichneten Fläche haben wir uns aufgehalten und dabei genau hingeschaut, wer so die Hauptrollen in diesem Gebiet abbekommen hat.
Trefft: Amadej, Simon und Valter vom Hiša Polonka
Sie haben ein blaues Haus im Stadtzentrum von Kobarid zum neuen Treffpunkt gemacht, einer Biermarke namens «Feo» Leben eingehaucht, spielen gern alte Rockmusik und nehmen keine Reservierungen an. Außerdem stehen sie uns mit Rede und Antwort parat.
DREI MÄNNER, EIN BIER, EINE BAR – WIE HABT IHR EUCH DENN GEFUNDEN UND WIE KAM ES ZUR HIŠA POLONKA?
Amadej: Ich war Sportguide fürs Raften und Paragleiten und habe außerdem im Casino gearbeitet, Valter war im «Hiša Franko» tätig (denn er ist ja mit Ana zusammen) und Simon ist Grafikdesigner. Gemeinsam haben wir uns überlegt: Es muss sich etwas ändern in Kobarid; es ist dynamisch und hat einen guten Flow, somit sollte es mehr für junge Leute geben. Und so haben wir mit dem Bierbrauen angefangen.
BIERBRAUEN LIEGT JA VOLL IM TREND...
Simon: Das schon! Aber trotzdem sind es nur weniger als ein Prozent des konsumierten Bieres, das aus kleinen Brauereien kommt. Eine Brauerei in unserer Größenordnung schafft es kaum, eine kleine Stadt wie Kobarid zu beliefern. Es ist also noch viel Raum nach oben.
Andrej: Ich muss schon sagen, wir trinken hier eigentlich mehr oder weniger jeden Tag Bier. Das ist crazy! Vor allem, weil unser Bier immer anders schmeckt und wir schon so viele Sorten ausprobiert haben: Pale Ale, Lager, English Ale und so weiter. Zuerst haben wir damit angefangen, es aus Büchern und Online-Kursen zu lernen, dann die ersten 20 Liter hergestellt und so ist der Stein ins Rollen gekommen.
UND WIE KAM ES ZU DEM NAMEN? FEO HEISST JA HÄSSLICH AUF SPANISCH, WISST IHR DAS?
Andrej: Na klar wissen wir das, wir spielen sogar manchmal mit diesem Wort. Eigentlich ist der Name aber von einem Künstler aus Kobarid abgekupfert. Das ist ein echt schräger Vogel. Der schreibt ganz lustige Gedichte, die man aber leider nur versteht, wenn man Slowenisch spricht.
WIE LEBT ES SICH SO NAH AN ITALIEN?
Andrej: Wir waren hier schon immer sehr miteinander verbunden. Früher sind wir rüber Jeans kaufen gefahren, außerdem gibt es richtig gute Restaurants über der Grenze – wobei jetzt die Italiener ja auch schon zu uns kommen.
SEID IHR OFT IM NATIONALPARK? UND WAS MACHT IHR DORT SO?
Andrej: Ich bin sehr gerne Paragleiten und war auch als Rafting-Trainer viel in der Natur unterwegs. Die Julischen Alpen sind wunderschön und es ist toll, sie quasi immer im Rücken zu haben, wenn man in Kobarid wohnt.
Simon: Zum Wandern kann ich den Monte Nero sehr empfehlen, der ist nicht allzu schwer und in zwei bis drei Stunden ist man auch am Gipfel. Leider sind die Hütten hier noch nicht so gut organisiert, wie etwa in Südtirol oder Österreich. Wer Rafting, Canyoning oder Paragleiten gehen möchte, der findet in Kobarid ein paar gute Anbieter dafür.
IN DER HIŠA POLONKA WIRD NUR MIT REGIONALEN ZUTATEN GEKOCHT. WAS HEISST DAS IN DER PRAXIS?
Andrej: Naja, dass wir erstens alles viel zu günstig hergeben. Denn, wer lokal kauft, der zahlt den fairen Preis. Und das wollen wir ja. Außerdem kann das durchaus auch heißen, dass Speisen, die auf der Karte stehen, aus sind. Wir haben nur eine Handvoll Schafbauern hier und wenn die nicht mehr liefern, dann gibt es eben keine Gnocchi mit Lammsauce. Wir stellen ja alles selbst her, das bedeutet viel Vorbereitungsarbeit, aber eben auch sehr viel Genuss und eigenen Geschmack. Und dann können wir auch dahinterstehen. Bekannt sind wir übrigens für unser Roast Beef – das ist ein typisches Gericht, das in der Hiša Franko angeboten wird und das wir übernommen haben.
Wir haben nur eine Handvoll Schafbauern hier und wenn die nicht mehr liefern, dann gibt es eben keine Gnocchi mit Lammsauce.
WIE IST ES IN KOBARID EIN LOKAL ZU BETREIBEN?
Valter: Es gibt hier zwei Arten von Touristen: die einen wollen ganz billig essen und sind einfach nur wegen des Nationalparks oder dem Sport hier. Denen würden wir empfehlen, einfach in eine der Pizzerien hier im Ort zu gehen. Die anderen sind für den Genuss da und haben zum Beispiel schon lange eine Reservierung in der Hiša Franko. Die kommen dann gern auch zu uns und sind begeistert, weil es etwas ganz Anderes und doch sehr gut ist. Was hier wirklich problematisch ist, ist geeignetes und motiviertes Personal zu finden.
Westslowenien zum Nachlesen: Das Bunte Leben in der Brda
Frische Früchtchen sind das Markenzeichen dieser Region, die auf so wenig Vokale wie möglich setzt: Die Brda. Dafür gibt es dort Kirschen, die Rebolla Traube, Pfirsiche, Marillen und alles was dazugehört. Fruchtbarkeit! Genuss! Freundliche Menschen! Sonne!
Eine Fahrt durch die Brda ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Ein bisschen schaut es hier aus wie in der Toskana. Man könnte auch sagen, diese Region ist der slowenische Zwilling des Collio in Italien. Und früher, als es hier noch «Österreichisches Küstenland» hieß, war sowieso alles noch eins. Doch dann kam die große Trennung. Auf einmal war da Italien und dort Slowenien. Der größte Unterschied, den man bis heute deutlich hören kann, ist selbstverständlich die Sprache, doch das geschulte Auge kann auch erkennen, auf welcher Seite der ehemalige «Ostblock» zuhause war und auf welcher nicht – denn in Slowenien wurde weiterhin ganz viel Obstbau betrieben, während im Collio alle Reben in Richtung Wein führten.
Somit ist das Landschaftsbild in der Brda viel abwechslungsreicher, bunter und voller frecher Früchtchen im Frühling, Sommer und Herbst. Marillen, Feigen, Kaki, Pfirsiche und Kastanien – immer findet man einen Grund, die Brda zu bereisen, die vor allem zur Kirschblüte eine Schönheit ist. Doch auch im Herbst, wenn der «Indian Summer» durchs Land zieht, und alles im Zeichen von «Ribolla & Castagne» steht, bekommt die Natur alle Schattierungen genauso hin, wie sie einen zum Staunen bringen.
A real rural beauty
Ein ungeschliffener Diamant und ein Geheimtipp – das ist sie wirklich, die schöne Brda. Wir stellen sie uns als junge Dame vom Land vor. Sie ist wunderschön und fährt zum ersten Mal in die Stadt. Sagen wir nach Wien. So wie einst das Obst aus dieser Region. Sie weiß, dass sie nun eine Zeit lang dort verbringen wird. Sie hat zwar schon von der neuesten Mode gehört, aber ihre Kleidung selbst ist schon ein wenig abgetragen und vielleicht auch eine Nummer zu groß. In diesem Zustand ist die Brda momentan, doch wir sind uns sicher, dass sie sich bald als eine wahnsinnig tolle Destination entpuppen wird. Einige Fixstarter sind bereits gestreut, motiviert und mit viel Wissen, was sie tun.
Wir stellen sie uns als junge Dame vom Land vor. Sie ist wunderschön und fährt zum ersten Mal in die Stadt. Sagen wir nach Wien.
Die anderen ziehen bald nach. Manchmal liest man die großartige Zukunft, die wir der Brda prophezeien, zwar nur zwischen den Zeilen. Aber wir sind zuversichtlich und schauen in die Landschaft, wo wir Maulbeerbäume entdecken, weiß blühende Akazien, welche die Straße säumen und die obligatorischen Zypressen auf dem Friedhof.
Am besten schenkt man der Brda gleich einmal einen Tag und geht auf einem der vom Tourismusbüro zusammengestellten Wanderwege, die passend mit einer Blume und einer Kirsche in allen Farben des Regenbogens gestaltet sind, durch die wunderschöne Landschaft. Und beobachtet dabei zwar die «gelsi» (Maulbeerbäume), lässt sich aber nicht von den «Gelsen» (Stechmücken) erwischen, denn wo Obst und Weinreben sind, da fühlen sie sich besonders wohl. Wir sprechen aus Erfahrung!)
Westslowenien zum Lächeln
Westslowenien zum Nachkochen
Westslowenien zum Nachhören
Westslowenien zum Schauen
Unsere große Reisen-im-Kopf-Reihe
- 1. April: Moin auf Sylt!
- 4. April: Griaß eich in der Steiermark!
- 8. April: Buongiorno im Friaul!
- 11. April: Ahoi in Cornwall!
- 15. April: Grüß Gott in Südtirol!
- 18. April: Dober dan in Westslowenien!
Published by: Katharina Zimmermann in Eat Greet Live, Reisen im Kopf, Slowenien
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