8. April 2020 - Comments Off on Buongiorno im Friaul!
Buongiorno im Friaul!
Die nächste Reisen-im-Kopf-Haltestelle ist das wunderschöne Friaul. Alpen und Adria sind hier zuhause. Und auch Brigitte Zamó, die wir auf ihrem umrankten Weingut besuchen. Diesmal kochen wir eine Spezialität aus Spilimbergo – Ricetta delle Frittelle, wir genießen den Ausblick vom Castelmonte und verbringen gemeinsam Silvester in Triest.
Das Friaul ist vielseitig: In den Bergen rund um Tarvis geht man wandern und Montasio-Käse kaufen; Ein Gebiet, wo Weinstöcke wachsen und der Schinken zur Delikatesse heranreift. Ein Gebiet voller Sehnsuchtsorte. Die Begeisterung für Besuche im weinverliebten Collio, auf der Sonneninsel Grado oder am rundumblickenden Monte Lussari ist ungebrochen und groß.
Trefft: Britte Zamò vom Le Vigne di Zamò
Collio Orientali heißt das Gebiet, in dem die Familie Zamò ihre Weine gedeihen und reifen lässt. Ribolla Gialla, Friulano, Pinot Grigio und mehr lagern in den Fässern und warten auf die Gläser von Weinliebhabern aus aller Welt. Das Verhältnis: 40 Prozent Rotwein und 60 Prozent Weißwein.
LIEBE BRIGITTE, DU BIST JA EIGENTLICH AUS INNSBRUCK. WIE HAT ES DICH HIERHER VERSCHLAGEN?
Also man könnte sagen, ich habe den Wein von diesem Weingut getrunken und da er mir so gut geschmeckt hat, wollte ich dieses Weingut einfach haben. So habe ich den Winzer geheiratet, um an der Quelle zu sitzen.
WIE WÜRDEST DU DAS FRIAUL ODER DIE GEGEND HIER BESCHREIBEN?
Ich finde es beeindruckend, dass es vom Meer bis zu den Bergen einfach alles gibt. Du kannst Mittagessen in Tarvis und Abendessen in Grado. Außerdem gibt es für jeden etwas: Die Jungen fahren zum Beispiel nach Lignano und wir Alten eben nach Grado. Oder sagen wir: Das reifere Publikum…
WIE IST ES ÜBERHAUPT DAZU GEKOMMEN, DASS IHR HIER WEIN MACHT? WAS IST EURE GESCHICHTE?
Mein Schwiegervater Tullio hat 1978 mit fünf Hektar begonnen – aber nur als Hobby. Das Hauptgeschäft der Familie waren Möbelfronten für die Küchenindustrie. Seine Söhne Pierluigi und Silvano haben dann mit beidem weitergemacht und das Weingut auf ungefähr 60 Hektar vergrößert.
UND DER STANDORT WAR AUCH IMMER HIER?
Bis 1998 nicht. Das alte Bauernhaus musste erst renoviert werden. Das haben wir gemacht und somit sind die Büros und der Verkostungsraum heute hier, wo auch unser Zuhause ist.
WOHER KENNT MAN EUER WEINGUT?
Viele kennen uns, weil man den Wein bei «Eataly» kaufen kann. Dieses Konzept für den «Supermarkt der Köstlichkeiten» stammt von Oscar Farinetti und es gibt bereits mehrere Filialen auf der ganzen Welt. Außerdem waren wir 2002 der beste Weißwein Italiens im Gambero Rosso. Dieser Wein war innerhalb eines Monats ausverkauft.
UND WER KOMMT ZU EUCH EINKAUFEN?
Es kommen zum Beispiel Amerikaner vorbei, die in den USA den Wein getrunken haben. Dazu muss man wissen: In Märkten gesprochen ist unser Hauptmarkt Italien mit Mailand, Rom, Rimini etc. Dann kommen Amerika und Japan. Obwohl das eh lustig ist, weil in Amerika kennt niemand das Friaul, sondern nur die Ortsbeschreibung, dass wir in der Nähe von Venedig sind. Und es kommen gerne die Österreicher und rufen für Verkostungen an.
WIE KANN MAN SICH EINEN BESUCH BEI EUCH SO VORSTELLEN?
Für eine Verkostung sollte man vorher anrufen und sich anmelden. Von zwei bis 30 Personen hatten wir schon alles da. Zum Essen kann man eine Jause dazubuchen: mit Prosciutto von Osvaldo aus Cormons und mit hausgemachter Salami.
WIE SIND DIE FRIULANER DENN EIGENTLICH SO?
Sie arbeiten sehr viel und sind sehr tüchtig. Jeder geht ein bisschen so seinen eigenen Weg. Und in ganz Italien ist bekannt, dass sie gerne trinken (nicht saufen!). Aber es stimmt schon: Im Friaul schafft man keinen Tag ohne Alkohol – das ist durchaus typisch.
Geschmack ist immer persönlich. Sagt Britte Zamò
WIE IST EURE BEZIEHUNG ZU TRIEST?
Das ist ganz lustig: Einer aus Triest wird immer sagen, dass er Italiener ist und kein Friulaner. Und es gibt halt so Witzeleien über die Triestiner, nämlich, dass sie schon ab Februar braungebrannt sind und im Gegensatz zum hart arbeitenden Friulaner das Leben viel zu leicht nehmen. Aber solche kleinen Neckereien kennt man ja von überall, oder?
ZUSAMMENGEFASST BIST DU SEHR GERNE HIER?
Ich lebe seit fast 30 Jahren im Friaul und habe nie Heimweh gehabt. Ich liebe es, bei Tarvis wandern zu gehen oder an guten Tagen von hier aus bis zum Meer zu sehen. Ich bin also wirklich sehr gerne im Collio d’Orientali zuhause.
Das Friaul zum Nachlesen: Silvester in Triest!
Warum nicht am Jahresende einen auf Blau machen und gen Italien fahren? Silvester in Triest ist eine gute Sache! Und wir haben sie mit Vergnügen schon einmal angetestet. Erfolgreich!
Die Abfahrt ist wie ein Befreiungsschlag. Heuer soll es kein Activity-Marathon werden, kein Raclette wird angesteckt und auch kein Fondue befeuert. Heuer wird alles anders. Heuer wird alles Triest. Meter für Meter rollt man dem Meer entgegen – «with a thousand memories» – automatisch passiert das Jahr Revue und irgendwie entfernt man sich jetzt schon davon, denn ab morgen darf man eine neue Jahreszahl ins Hausübungsheft schreiben.
Der Oberkracher
Welch ein schöner Zufall: ein Parkplatz gleich vorne am Hafen! Schon wird ins Hotel eingecheckt (unsere wärmste Empfehlung bekommt das «Excelsior Palace» direkt am Hafen, da es die bequemsten Betten der Welt hat)! Die Stadt wird mit offener Jacke erkundet, denn immerhin ist man hier mediterran unterwegs und man spürt sofort die paar Grad, die es hier wärmer ist. Die Stadt ist weihnachtlich dekoriert und beim «Café degli Specchi» auf der Piazza Unità schmeckt der Kaffee diesmal besonders feierlich.
Meter für Meter rollt man dem Meer entgegen – «with a thousand memories» – automatisch passiert das Jahr Revue und irgendwie entfernt man sich jetzt schon davon, denn ab morgen darf man eine neue Jahreszahl ins Hausübungsheft schreiben.
Vom Aperitivo zum Feuerwerk
Und schon schlägt die Stimmung um. Die Aufregung zieht sich unsichtbar durch die umherschlendernden Menschengruppen und man kann sich nur so beruhigen, indem man sich mit dem letzten Tageslicht den ersten Aperitivo genehmigt, der in gewohnt italienischer Manier von Chips und Oliven begleitet wird. So sieht man dem neuen Jahr entgegen und auf das alte zurück, was dann schlussendlich in einem Feuerwerk über dem Meer gipfelt. Alle vielleicht schlechten Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate werden plötzlich und wie magisch aus dem Gedächtnis gelöscht.
Das Friaul zum Lächeln
Das Friaul zum Nachkochen
Das Friaul zum Nachhören
Das Friaul zum Schauen
Unsere große Reisen-im-Kopf-Reihe
- 1. April: Moin auf Sylt!
- 4. April: Griaß eich in der Steiermark!
- 8. April: Buongiorno im Friaul!
- 11. April: Ahoi in Cornwall!
- 15. April: Grüß Gott in Südtirol!
- 18. April: Dobro jutro in Westslowenien!
Published by: Katharina Zimmermann in Eat Greet Live, Reisen im Kopf
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