28. November 2017 - Comments Off on Ein Pixner. Ein Projekt. Viele gute Töne.

Ein Pixner. Ein Projekt. Viele gute Töne.

Leidenschaftlicher Harmonikaspieler, Verfechter von guter Musik, Lagrein-Fan, Wahl-Innsbrucker und Vorausdenker. Herbert Pixner hat mit seiner Musik samt -Projekt den ganzen Alpenraum erobert – wir treffen ihn über den Dächern der Tiroler Hauptstadt zum Interview.

 

GRATULATION! DU BIST BERUFSMUSIKER & LEBST VON DER MUSIK. IST DAS NICHT SAUCOOL! 

Sicher ist das ein gutes Gefühl. Wenn man vor 1000 bis 2000 Leuten seine Musik machen und in Locations wie der Nürnberger Oper oder dem Festspielhaus Salzburg spielen darf. Aber es gibt auch immer eine Kehrseite der Medaille. Diese ist im Musikbusiness, dass sehr viel rundherum zu tun ist. Fürs Label, fürs Booking. Ich habe ja auch die Produktionsfirma über und den Vertrieb. Da ist allerlei an Administration fällig, somit bin ich unter der Woche immer im Büro, habe Shootings, Interviews und eben auch andere Bands, die ich betreue. Zusammengefasst ist das cool, aber auch viel Arbeit. Dabei spielen wir mittlerweile eh „nur“ mehr 45-50 Konzerte in der gleichen Zeit in der wir vorher 180 gegeben haben.

DA MÜSST IHR EUCH SCHON ZIEMLICH EINGESPIELT HABEN MIT DEM HERBERT PIXNER PROJEKT BEI SO VIELEN AUFTRITTEN IM JAHR. LÄUFT BEI DEN KONZERTEN ALLES WIE AM SCHNÜRCHEN? 

Miteinander läuft es super. Allerdings funktioniert manchmal die Technik nicht so, wie ich das gerne hätte und dann bin ich so angefressen. Diesbezüglich bin ich noch viel zu emotional und steh zu wenig drüber. Ich sollte es mehr schaffen, mich auf mich zu konzentrieren und nicht so sehr auf das Drumherum. Da gibt es einfach gewisse Sachen, die mich rausbringen. Manchmal sind die Leute einfach so sensibel wie Kuhfladen. Wenn sie zum Beispiel ihr Handy herausholen und filmen. Das stört uns Musiker einfach! Aber man muss auch dazusagen: Manchmal gibt es Abende, da ist alles einfach perfekt.

 


"So entstehen wunderschöne Momente, die tausend Leute miteinander teilen können. Daraus ergibt sich einfach so eine Energie, die unbeschreiblich ist."


 

WIE FUNKTIONIERT DAS HERBERT PIXNER PROJEKT MITEINANDER AUF DER BÜHNE? 

Wir versuchen alles rauszuholen, was für uns auf der Bühne spielbar ist. Wir probieren viel zu experimentieren. Vor allem mit Manuel, unserem Gitarristen, geht das super, denn er war schon in viele Richtungen unterwegs, auch Metal zum Beispiel. Oder Gypsy-Jazz. Jedes unserer Konzerte ist anders und ungeplant. Nie passiert etwas bewusst, das brauchen wir, um miteinander zu funktionieren. Die, die uns schon einmal live gehört haben, wissen es: Wir machen keine stadiontaugliche Musik, da muss man sich ganz bewusst drauf einlassen. Wir haben auch viele ruhige Nummern dabei. So entstehen wunderschöne Momente, die tausend Leute miteinander teilen können. Daraus ergibt sich einfach so eine Energie, die unbeschreiblich ist.

WIE OFFEN BIST DU EIGENTLICH MIT DER MUSIK, DIE DU SELBST HÖRST? 

Ich höre quer durch. Alles, wo ein Handwerk dahinter ist, darf mich beschallen. Außer deutscher Pop und Schlager, das ist alles so wäh und mir viel zu Mainstream. Dafür liebe ich zum Beispiel Bilderbuch, die haben super Lyrics, machen „guate Musik“ und scheißen sich nichts. Oder Voodoo Jürgens.

 


"Dafür liebe ich zum Beispiel Bilderbuch, die haben super Lyrics, machen 'guate Musik' und scheißen sich nichts."


 

DU WARST JA SELBST MAL BEIM RADIO IN SÜDTIROL. HAST DU HIER TIPPS FÜR UNSERE LESER? WAS KANN MAN DENN GUT HÖREN, WÄHREND MAN DURCH DAS LAND CRUIST? 

RAI Südtirol kann man durchaus hören, da wird auch hin und wieder Ladinisch gesprochen. Vormittags aber vorwiegend Deutsch, am Nachmittag ist dann Italienisch dran, musikalisch wird alles quer durchgespielt. Radio Tandem ist schon alternativer. Der Jugendsender in Südtirol heißt Radio Sonnenschein.

UND WENN ES NICHT RADIO IST – WIE KONSUMIERT EIN KÜNSTLER IN ZEITEN VON SPOTIFY, APPLE MUSIC & CO. DENN MUSIK?  

Am liebsten habe ich natürlich Platten, aber fürs Auto hab ich mir ein Apple-Music-Abo gemacht. Zuerst höre ich Playlists und dann kaufe ich mir die Alben. Ich will ja zuhause eine wirkliche Sammlung haben, die dann im Regal steht. Eine gute Platte hören ist wie eine Flasche Wein aufmachen – ein Genuss.

 


 

HERBERTS MUSIKTIPPS AUS SÜDTIROL: 


 

HAST DU EIN FAZIT, WAS DIE WELT DER MODERNEN VOLKSMUSIK ANBELANGT?

Die Oberkrainer haben den Alpenraum mit Musik geprägt und sind über die ganze Musikantenstadlschiene berühmt geworden. Das sind alles exzellente Musiker, muss man dazusagen, und bis heute unerreicht, die waren schon wer. Sie haben in den 60er Jahren schon viel bewegt. Die neue, progressive Volksmusik hat in drei Wellen ihren fixen Platz in der Musikwelt zurückerobert. Angefangen hat es mit Hubert von Goisern und Attwenger. Goisern hat einiges losgetreten und viele Gruppen sind auf seiner Welle mitgesurft, wie Mnozil Brass, die die ganze Bläserszene inspiriert haben. Und in den 2000er Jahren ist dann der Knoten quasi aufgegangen mit Alma, Federspiel und so weiter.

WIESO WOHNST DU DENN EIGENTLICH IN INNSBRUCK UND BIST NICHT IN DEINER HEIMAT SÜDTIROL DAHEIM? 

Weil Südtirol ein großes Dorf ist. Jeder kennt jeden und ich schätze ein wenig Anonymität und ein bisschen Abstand ist auch nie schlecht. Ich lebe bereits seit 2009 hier, das passt mir ganz gut. Momentan überlege ich allerdings, aufs Land zu ziehen, vor allem wegen meiner Kinder.

 

WAS WÜRDE HERBERT (IN SÜDTIROL) TUN?

ER WÜRDE...

… ins Ridnauer Tal fahren, weil er findet, dass es eines der schönsten Täler ist.

… im Andreas Hofer Museum diese historische Persönlichkeit einmal abseits des Mythos kennenlernen.

… sich auf der Gampenalm im Villnösser Tal kulinarisch verwöhnen lassen.

… ein Gamsbratl im Gasthof Innerwalten im Passeier Tal essen.

… in der Tiefenbrunner Kellnerei in Entiklar vorbeischauen, um Wein zu trinken.

… die beste Küche Südtirols, im Restaurant Sisi in Meran probieren.

… im Ultental, wo alles ganz naturbelassen ist, wandern gehen.

… in Sterzing beim Pretzhof, wo alles aus eigener Wirtschaft kommt, genießen was das Zeug hält.

… zu den Stuller Wasserfällen wandern.

… im Gasthof zum Mohren in Prissian gut essen und Wein trinken.

 

Published by: Katharina Zimmermann in Italien

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